Hannover. Die Premiere der Konferenzmesse LightCon (1. und 2. Juni) hat offensichtlich den richtigen Nerv getroffen. Nach zwei Jahren Pandemie war das erste physische Treffen der Leichtbau-Community sehnlichst erwartet worden. Die LightCon hat sich als neuer, attraktiver Branchentreffpunkt erwiesen, der an zwei Tagen mehr als 14 Stunden hochwertiges Programm bot und starke Antworten auf die globalen Herausforderungen Ressourceneffizienz und Klimaschutz für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft lieferte.
Die ausstellenden Unternehmen, der Gründungspartner der LightCon Composites United und die Veranstalterin Deutsche Messe zeigten sich hoch zufrieden mit dem gelungenen Auftakt der neuen Leichtbaumesse. Zum Messeschluss konnten sie noch ein weiteres Highlight verkünden: Polen wird Partnerland der kommenden LightCon 2023. Und das aus gutem Grund: Deutschland ist seit vielen Jahren der mit Abstand wichtigste Handelspartner Polens. Gleichzeitig wächst Polens Bedeutung für den deutschen Außenhandel kontinuierlich. So konnte Polen im Jahr 2020 Italien als fünftwichtigsten Handelspartner Deutschlands überholen. Die Partnerlandbeteiligung wird vom Polish Cluster of Composite Technologies (PKTK) organisiert, der sich mit rund 100 Mitgliedern als wichtigster Netzwerkakteur im Bereich der Verbundwerkstoffe in Polen etabliert hat.
Der Schirmherr der LightCon, Bundeswirtschafts- und Klimaminister Dr. Robert Habeck, stellte bereits auf dem Lightweighting Summit im Rahmen der HANNOVER MESSE am Vortag der LightCon die hohe Bedeutung des Leichtbaus heraus: „Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Die Dekarbonisierung unserer Gesellschaft erfordert höchste Geschwindigkeit.“ Laut Habeck muss die Leichtbautechnologie in die breite industrielle Anwendung getragen werden: „Wir brauchen ressourceneffiziente Leichtbauprodukte, denn sie tragen zur Entkoppelung von Rohstoffverbrauch und Wachstum bei.“
Die LightCon hielt, was sie versprochen hatte: Als erste internationale Plattform hat sie innovative Leichtbau-Lösungen für viele Anwenderbranchen material- und technologieübergreifend dargestellt. Rund 40 Sprecherinnen und Sprecher aus Forschung, Herstellung und Anwendung präsentierten ihre Lösungen auf der Konferenz und mehr als 30 ausstellende Unternehmen zeigten wegweisende Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Die Themen des Kongresses – Material Solutions, Sustainable Engineering & Design, Manufacturing Innovations und Application & Use Cases – nahmen über beide Tage hinweg die gesamte Prozesskette in den Blick. Mehr als 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verließen Hannover nach zwei Tagen voller Impulse für eigene Entwicklungen und Marktchancen mit einem neuen Blick auf mögliche Anwendungen, innovatives Produktdesign, aktuelle Prozesse und Werkstoffe.
„Damit hat die LightCon einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung einer starken Zukunftstechnologie geleistet“, sagte Thomas Pinkowski, Projektleiter der LightCon bei der Deutschen Messe AG: „Das qualitativ hochwertige Kongressprogramm hat restlos überzeugt und die ausstellenden Unternehmen haben mit ihren Produkten und Lösungen gezeigt, wie unterschiedlichste Anwenderbranchen von dem Einsatz der Leichtbautechnologie im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft profitieren können. Die Leichtbau-Community hat mit der LightCon in Hannover ihren neuen Branchentreffpunkt gefunden.“
Auch Dr. Gunnar Merz, Hauptgeschäftsführer von Composites United, Partner und Mitgründer der LightCon, war mit dem Verlauf der Veranstaltung sehr zufrieden und freute sich über die gelungene Premiere: „Endlich wieder eine Präsenzveranstaltung mit einem hervorragenden Fachpublikum, einem erstklassigen Programm und einer hochrangigen politischen Unterstützung. Wir freuen uns schon auf die Fortsetzung der LightCon im nächsten Jahr – und ganz besonders auf das Partnerland Polen und die Zusammenarbeit mit dem polnischen Spitzencluster PKTK. Von diesem länderübergreifenden Austausch im Bereich der Leichtbautechnologien können beide Seiten nur profitieren.“
Vor allem in den Keynotes wurde deutlich, wie branchenübergreifender Austausch im Leichtbau funktioniert. Isabell Gradert von Airbus stellte in ihrer Keynote die Bedeutung des Leichtbaus für die Zukunft heraus: „Leichtbau-Werkstoffe werden für die nächste Generation von Flugzeugen eine Schlüsselrolle für eine durchgängige Nachhaltigkeit spielen.” Doch es ist nicht die eine Lösung, sondern die Umdenkprozesse und Maßnahmen müssen an ganz unterschiedlichen Stellen ansetzen.
In einem mitreißenden Appell richtete sich Lisa Reehten, Bosch Climate Solutions, an die Zuhörer: „Nachhaltigkeit ist keine Option mehr, die richtige Zeit zum Handeln in der Klimakrise ist jetzt. Wir brauchen Sie als Teil unserer Lieferkette, denn Ressourceneffizienz ist der Schlüssel zum Reduzieren der CO2-Emissionen.“
Laut Dr. Oliver Schauerte von Volkswagen ist Leichtbau auch beim Fahrzeugbau von erheblicher Bedeutung – und zwar nicht nur zur Reduzierung des Energieverbrauchs: „Technologischer Fortschritt erfordert Werkstoffinnovation und wird durch Werkstoffmodellierung beschleunigt.“
Mit atemberaubenden Bildern vom Entstehen des Museums der Zukunft in Dubai und dem Bau einer Villa in Frankreich aus in Dubai gefertigten Modulen stellte Dr. Amer Affan von Affan Innovative Structures dar, welch spektakuläre Bauten durch den Einsatz von Leichtbauweise möglich sind.
Wie aus recycelten Carbonfasern (rCF) wieder nachhaltige und vor allem belastbare Leichtbauteile entstehen können, zeigte Tassilo Witte von CTC. Das „Design for Sustainability“ beginnt bereits in der Forschung, erklärte Dr. Astrid Heckl von Schaeffler Technologies: „Jedes eingesparte Kilogramm an Material ist gleichbedeutend mit dem Reduzieren von CO2-Emissionen.“
Ein wichtiges Thema in der Anwendung von Leichtbau sind die für die Elektromobilität unverzichtbaren Batteriegehäuse, die möglichst wenig zum Fahrzeuggewicht beitragen sollten. 40 Prozent weniger Gewicht im Vergleich zu Aluminium und eine Zykluszeit von unter zwei Minuten in der Herstellung sind wesentliche Eigenschaften für ein solches Bauteil, das Dr. Christian Beinert vom Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF in seinem Vortrag präsentierte.
Cora Lüders-Theuerkauf von Medical goes Additive sprach über den Einsatz von Leichtbau in der Medizintechnik. Werkstoffe für Implantate sollten biokompatibel, leicht, sterilisierbar und porös sein, damit die Zellen einwachsen können. Für Prothesen oder Korsette eignen sich 3D-gedruckte, leichte Konstruktionen, die atmungsaktiv sein sollten.
Wie wichtig das Thema Leichtbau für die Zukunft ist, brachte Sebastian May von Carbocon auf den Punkt: „Wir wissen schon heute, dass wir zum Bauen nach bisherigen Methoden weltweit in den nächsten 30 Jahren mehr Ressourcen benötigen als wir haben.“ Mit carbonfaserverstärktem Beton für Neubau und Sanierung ließen sich viele Millionen Tonnen an rarem Sand sparen – und auch einiges zum Klimaschutz beitragen, denn der Bausektor verursacht elf Prozent der weltweiten CO2-Emissionen.
Viele spannende Themen, die auch im kommenden Jahr weiter präsentiert und diskutiert werden müssen – im Frühsommer 2023 auf der LightCon in Hannover, dann mit dem Partnerland Polen.
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