
Wolfsburg, 23. Mai 2025
Forschungscampus OHLF bringt Circular Economy in die Anwendung
Am 15. Mai 2025 versammelten sich rund 150 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zum jährlich zweimal stattfindenden OHLF-Dialog am Forschungscampus Open Hybrid LabFactory (OHLF) in Wolfsburg. Im Zentrum der Veranstaltung stand ein Thema, das Industrie wie Gesellschaft gleichermaßen herausfordert: die Etablierung einer funktionierenden Circular Economy. Die OHLF präsentierte sich dabei als zentraler Akteur für Forschung und Entwicklung im Bereich zirkulärer Wertschöpfung – und als Ort, an dem der Schulterschluss zwischen Theorie und Praxis in einer Öffentlich-Privaten Partnerschaft aktiv gelebt wird.
Ein Highlight des Tages war die Präsentation der Ergebnisse aus fünf Jahren Forschungsarbeit auf dem Campus. In der zweiten Förderphase der BMBF-Forschungscampusinitiative, von 2019 bis 2024 wurde der Fokus auf den gesamten Lebenszyklus eines Bauteils gelegt. Es wurden digitale Methoden und Werkzeuge geschaffen, die eine ganzheitliche Bewertung und Optimierung physischer Komponenten ermöglichen. Die drei zentralen Förderphasen-Projekte gaben Einblicke in ihre Ergebnisse und Entwicklungen sowie die geplanten Wege, um Anwendung in der industriellen Umgebung zu finden:
- Das Projekt „HyFiVe“ entwickelt serienfähige Prozesse zur variantenreichen Fertigung von Kunststoff-Metall-Hybridbauteilen für Automobil- und Luftfahrtindustrie. Ziel ist eine flexible, skalierbare Produktion.
- Das Projekt „LCT“ entwickelt Methoden zur lebenszyklusorientierten Auslegung von Multimaterialbauteilen, um deren Funktionalität über die gesamte Lebensdauer sicher-zustellen. Dabei werden Nutzung und End-of-Life-Phasen durch regelmäßige Zustandsüberwachung der Bauteile (Condition Monitoring) analysiert und technische, wirtschaftliche sowie ökologische Kriterien berücksichtigt.
- Das Projekt „TechnoHyb“ entwickelt nachhaltige, funktionsintegrierte Bauteile für eine kreislauffähige Mobilität. Anhand von Flugwindkraftanlagen und flexiblen Ladesäulen werden Lösungen erarbeitet, die Leichtbau, Funktionsintegration und Recyclingfähigkeit vereinen. Ziel ist eine autarke Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge, die auch in abgelegenen Regionen einsetzbar ist.
Richtungsweisende Keynotes eröffneten den Themenwechsel in die Vorstellung des neuen Forschungsfokus: Guido Eickenroth, Leiter der Konzern-Nachhaltigkeitsstrategie und Dekarbonisierung bei Volkswagen AG, berichtete über die Nachhaltigkeitsstrategie des Automobilherstellers. Er unterstrich die Bedeutung partnerschaftlicher Innovation:
„Circular Economy ist ein elementarer Baustein der Volkswagen Nachhaltigkeitsstrategie. Mit der OHLF haben wir eine hervorragende Plattform, um mit unseren Partnern aus Wissenschaft und Lieferkette innovative Lösungen praxisnah zu erforschen.“
Einen weiteren Impuls lieferte Dr. Carsten Gerhardt, Initiator des Circular Valley – einer europäischen Plattform zur Vernetzung von Start-ups und Unternehmen im Bereich Kreislaufwirtschaft.
Seit März 2025 startet der Forschungscampus in eine neue Förderperiode, unterstützt mit einem Volumen von 10 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR). Mit den daran gekoppelten Projekten wird der Fokus noch stärker auf zirkuläre Produktionsprozesse und die Optimierung von Partnerschaften zwischen Forschung und Industrie gelegt:
- Projekt „SARESA“ entwickelt digitale Methoden zur automatisierten Erkennung und nachhaltigen Demontage von Altprodukten wie Altfahrzeugen. So werden Materialien effizient erhalten und wiederverwendet.
- Projekt „CirProTech“ entwickelt nachhaltige Closed-Loop-Prozesse für Kunststoff- und CFK-Recycling, um hochwertige Materialien für Auto- und Luftfahrtteile zurückzugewinnen und Rohstoffe sowie Energie zu sparen.
- Projekt „conCErt“ entwickelt ein Best-Practice-Modell für effektive Zusammenarbeit und Wissensaustausch in öffentlich-privaten Partnerschaften der Kreislaufwirtschaft mit Fokus auf Diversität und Führung.
Dr. Marko Gernuks, Vorstand OHLF e. V. und Vertreter der Volkswagen AG, formuliert die besondere Stärke der OHLF so:
„Mich faszinieren die verschiedenen Blickwinkel und Herangehensweisen der Menschen, die hier arbeiten: Wir haben den wissenschaftlichen Tiefgang und die Kreativität der wissenschaftlichen Institute und gleichzeitig die Fokussierung der Unternehmen auf den Transfer und die Wirtschaftlichkeit. Durch diese Kombination sind wir in der Lage, wissenschaftlich untermauerte Projekte nicht nur auf der Schnellspur, sondern auch kosteneffizient mit einer hohen Serienreife umzusetzen.“
In der begleitenden Podiumsdiskussion am Nachmittag diskutierten Vertreter führender Forschungs- und Industrieinstitutionen die Herausforderungen und Chancen von Circular Economy in einer Öffentlich-Privaten Partnerschaftsstruktur. Neben den beiden Keynote-Sprechern nahmen Prof. Dr. Christoph Herrmann (Fraunhofer IST, TU Braunschweig, Vorstand OHLF e. V.), Dr. Marko Gernuks und Nadja Mindt (Fraunhofer IWU) an der Runde teil. Aus der Diskussion kann insgesamt hervorgehoben werden, dass Forschung für Kreislaufwirtschaft weiterhin öffentlich gefördert werden muss, um den Wettbewerbsvorteil für Deutschland aufrecht zu erhalten. Materialrückgewinnung und Closed-Loop-Strategien sind international noch nicht gelöst. Genau da setzt ein Netzwerk, wie es an der OHLF in Wolfsburg vorhanden ist, mit gebündeltem Wissen und innovativen Lösungen an.
Ergänzt wurde das Programm durch interaktive Workshops innerhalb der drei neuen Förderphasenprojekte. Im Projekt conCErt wurde lebhaft diskutiert, wie die Gestaltung von Arbeitsplätzen auf einem Forschungscampus Kooperation und Wissenstransfer fördern kann. Mit Hilfe kreativer LEGO-Modelle entwickelten die Teilnehmenden Visionen für eine förderliche Umgebung – etwa durch gemeinsame Büros, Rückzugsräume für konzentriertes Arbeiten, Orte für soziale Begegnung sowie eine verlässliche Infrastruktur. Projektleiterin Dr. Marie Ritter zeigte sich begeistert:
„Die vielen Ideen und Modelle zeigen eindrucksvoll, wie wichtig räumliche Nähe, funktionale Infrastruktur und Begegnungsräume für gelingende Zusammenarbeit sind. Der Workshop hat uns wertvolle Impulse gegeben – und vor allem gezeigt, wie viel Kreativität und Engagement in unserem Forschungscampus OHLF steckt, diese Themen weiterzuentwickeln.“
In den anderen Projekt-Workshops beschäftigten sich die Teilnehmenden mit Fragen wie: Welche neuen Technologien und Materialien braucht es für eine zirkuläre Produktion? (CirProTech) Oder welche Geschäftsmodelle sind denkbar, wenn Altprodukte zur einzigen Rohstoffquelle werden? (SARESA).
Der OHLF-Dialog unterstreicht einmal mehr die zentrale Rolle der OHLF als Katalysator für nachhaltige industrielle Innovation. Die Vision, industrielle Kreisläufe zu schließen und Lösungen für eine zukunftsfähige Produktion zu entwickeln, ist am Campus bereits gelebte Realität.
Wolfsburg und OHLF – Motor für nachhaltige Technologieentwicklung
Die OHLF ist ein zentraler Bestandteil der innovations- und forschungsstarken Wirtschaftsstruktur Wolfsburgs. In unmittelbarer Nähe zur Automobilindustrie ermöglicht die Forschungseinrichtung die anwendungsnahe Entwicklung und Erprobung zukunftsweisender Technologien in den Bereichen Circular Economy und Elektromobilität. Als Teil eines wachsenden Wissenschaftsnetzwerks stärkt die OHLF die Position Wolfsburgs als Standort für nachhaltige Innovation und industrielle Transformation.
Pressekontakt:
Jessica Jantz
Open Hybrid LabFactory e. V.
Hermann-Münch-Strße 2
38440 Wolfsburg
Tel (+49) 0176 46 1212 78
Mail presse(at)open-hybrid-labfactory.de